Bregenz will endlich ans Wasser! Das Engagement der Bürger:innen hat es gezeigt. Die Trennung von Seeufer und Innenstadt wird nicht länger akzeptiert. Vier internationale Stadtplanungsteams wurden deshalb beauftragt, Konzepte für ein zukunftsweisendes Bregenz zu entwickeln. Der Beitrag des Teams raumwerk (Kooperation mit Bierbaum&Aichele LA und BSV Aachen) befasste sich intensiv mit den zur Diskussion stehenden Varianten eines zukünftigen Verkehrssystems.
Im Ergebnis wird die oberirdische Führung des Kfz-Verkehrs befürwortet, allerdings mit deutlichen Veränderungen für den Motorisierten Individualverkehr gegenüber heute. Diese Lösung bezeichnen wir als „Bouelvard-Variante“. Das Ergebnis ist eine gute Nachricht: Zur Erreichung des Ziels „Bregenz will endlich ans Wasser!“ wird kein weiteres kosten- und ressourcenintensives, technisches Tunnelbauwerk benötigt. Vielmehr kann und sollte aus Sicht des Teams direkt in Aufenthaltsqualität und Resilienz der öffentlichen (Verkehrs-) Räume, in Lebensqualität, Programmierung und Nachhaltigkeit der neuen Stadtquartiere investiert werden, ohne dabei auf eine gute verkehrliche Anbindung für alle Verkehrsteilnehmenden zu verzichten.
Das städtebauliche Konzept denkt Bregenz konsequent vom Freiraum aus weiter und empfiehlt die Innenstadt durch im Wesentlichen drei neue freiräumlich-städtebauliche Elemente zu ergänzen:
1. Boulevard und neue Stadtkante:
Die bisherige Landesstraße L190 wird in einen baumüberstandenen, verkehrsberuhigten Boulevard verwandelt, der den neuen südlichen Abschluss des Seeufers bildet. Dieses Prinzip der „Perlenkette aus Stadtsolitären“ wird nach Westen fortgeführt. Die Bebauung der Stadtkante zeichnet sich im Vergleich zu den innerstädtischen Blockstrukturen durch eine hohe Durchlässigkeit und Kleinteiligkeit der Bebauungsstruktur aus. Der neue Busbahnhof wird zentraler Bestandteil dieser Reihung.
2. Zentrale Unterführung und innerstädtisches Plätze-Gassen-Netz
Eine großzügige zentrale Unterführung wird vorgeschlagen, die zukünftig den Festspielplatz direkt mit der Innenstadt verbindet. Der neue Bahnhofsplatz wird zur neuen Mobilitätsdrehscheibe mit Bus-/Gleisbahnhof, Innenstadtparkhaus sowie Dienstleistungs-, Service- und Gastronomieangeboten rund um das Thema Mobilität. Eine neue „Bürgerbibliothek“ flankiert diesen neuen Innenstadtplatz. Dieser für Bregenz neue Stadtbaustein stellt Raum für niederschwellige Bildungs- und Kulturangebote zur Verfügung und wird damit wichtiger Begegnungsort für ALLE Bürger:innen von Bregenz.
3. Landschaftsbrücke und grünes Aktivitätsband:
Der bestehende Grünzug zwischen Neuklosters und Innenstadt wird zum zusammenhängenden „grünen Aktivitätsband“ weiterentwickelt und mit zusätzlichen Sport- und Freizeitangeboten aufgeladen. Elementarer Bestandteil des Konzeptes ist es, das grüne Aktivitätsband zukünftig über eine Landschaftsbrücke nach Norden mit dem Seeuferpark zu verbinden. Hierbei wird die bestehende Topografie des Hanges und die bereits vorhandene Mehrerauerbrücke genutzt, indem diese erweitert und begrünt wird. Durch die Neuorganisation des ruhenden Verkehres kann der Seeuferpark nach Westen erweitert werden. Das Cluster der Festspiele darf lediglich durch ein neues Baufeld (Kongresshotel in Holzbauweise) ergänzt werden.
Stadterweiterung Seequartier
Das integrative, durchgrünte und verkehrsberuhigte Wohnquartier gliedert sich in einzelne Wohnhöfe als ablesbare Nachbarschaften. Jeder Wohnhof für sich setzt sich aus vielfältigen Wohntypologien zusammen, um eine maximale soziale Durchmischung zu erreichen. Die vorherschende Wohnnutzung wird durch dem Wohnquartier dienenden Nutzungen (Soziale Infrastruktur, Dienstleistungen, Kita, Co-Working) ergänzt. Innenstadtrelevanter Einzelhandel und Dienstleistungen werden ausgeschlossen. Das neue Gebäude der Stadtpolizei behält weiterhin eine verkehrsgünstige Anbindung direkt an der Landesstraße. Eine mögliche Entwicklung in Phasen wird aufgezeigt.