Schnellladedach Leipzig
Architektur

Wie eine einzelne Stütze das Dach eines Ladeparks hält, zeigt dieses Projekt in Leipzig.

Der Ladepark ist öffentlich zugänglich und bietet ein umfangreiches Ladeangebot für Elektrofahrzeuge. Das Ladeangebot gilt 24/7 und für sämtliche Fahrzeugtypen aller Hersteller. Um für den Ladevorgang einen ausreichenden Witterungsschutz zu bieten, ist eine Überdachung entstanden, die auf den Entwurf von raumwerk (Objektplanung) und B+G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH (Tragwerksplanung) zurückgeht. Die Aufgabe stellte insofern eine große Herausforderung dar, als dass die Rahmenbedingungen durch die bereits vorhandenen Ladestationen mit ihrer technischen Infrastruktur wenig Spielraum zuließen.

  • Für die Gründung: Keine Überbauung der in unregelmäßigen Abständen bereits verlegten, hochempfindlichen (gekühlten) Trassen für die Stromzuführung.
  • Für die Konstruktion: Hohe Anforderung an die Bewegungsfreiheit („No-Go-Areas“) rund um den Ladevorgang an den Ladesäulen.
  • Für das Dach: Weite Auskragung durch die geforderte Stützenfreiheit.


In Analogie einer Endlosstütze wurde ein Stützensystem für das Dach entwickelt, das durch die scheinbar willkürliche Schrägstellung aller Stäbe einen Hebelarm zur Lagerung der Dachauskragung bei gleichzeitiger Horizontalaussteifung bereitstellt. Das bewusst verkleidete Dach wird somit durch eine einzelne Endlosstütze „Spline“ getragen. Besonderes Augenmerk wird auf die Verbindung von Boden, Stütze und Dachfläche gelegt, um einen möglichst leichten und schwebenden Charakter zu erreichen.

Zusammenarbeit: www.bollinger-grohmann.com

Mithilfe eines parametrischen Geometriemodells konnte ein statisches Modell erzeugt werden, das durch die Manipulation einfacher Eingangsparameter in seiner geometrischen Konfiguration verändert werden kann. Der gesamte Prozess von der Entwicklung- und Variantenstudie über die Analyse und Dokumentation bis zur Fertigung fand in einer geschlossenen digitalen Prozesskette statt. Nach eingehender Variantenuntersuchung rückte die Variante „Spline“ in den Mittelpunkt, die vor allem aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit und Multiplizierbarkeit auf unterschiedliche Standorte überzeugt.

Die Dachkonstruktion setzt sich aus runden Stahlstützen zusammen, die zu einem gekurvten „Spline“ geformt werden, sowie aus einem auskragenden Dach mit Photovoltaikanlage. Die überdachte Fläche beträgt ca. 9,30m x 60,00m mit einer freien Auskragung von ca. 5,25m. Damit sämtliche Fahrzeugtypen die Ladesäulen nutzen können, wird der Stellplatzbereich ohne weitere Stützen ausgeführt. Entstanden ist ein dynamischer Schnellladepark, der den Bestand gekonnt integriert und die Automarke repräsentiert. Das Ladedach stellt mit der Verwendung alternativer Energien durch Sonne in Verbindung mit einer Konstruktion als Stahl-Leichtbau ein Leuchtturmprojekt für Nachhaltigkeit dar.