Dem Museum Buddenbrookhaus, Handlungsort des Literaturklassikers „Buddenbrooks“ und Stammsitz der Familie Mann, sind zwei zentrale Begriffe zugrunde gelegt, die für die Bedeutung des Hauses und das Künstlertum der Familie stehen: Die Sprache, also Ausdruck der Kraft des Wortes und das Buch als Form und Gefäß der schriftstellerischen Genieleistung.
Zusammenarbeit mit SEEHOF – Kunst im urbanen Raum, Frankfurt am Main
Das neue Museumsgebäude erstreckt sich über die zwei baulichen Anlagen in der Mengstraße 4 und 6. Die denkmalgeschützte Fassade des historischen Buddenbrookhaus in der Mengstraße 4 ist eine kulturelle Ikone und als solche weltberühmt. Auch die Fassade des Nachbarhauses, um dessen Grundstück sich das Museum erweitert, steht unter Denkmalschutz. Der Entwurf berücksichtigt die vorhandene städtebauliche Körnung und bildet das zusammenhängende Museumsgebäude so aus, dass die zwei Gebäudeteile räumlich spürbar bleiben.
Aus der vorhandenen Fassadenstruktur werden Geschosshöhen in die zur Verfügung stehende Gebäudetiefe abgeleitet und räumlich umgesetzt. Die versetzten Raumhöhen der beiden historischen Kaufmannshäuser werden herangezogen, um spannungsreiche Qualitäten der Raumabfolge zu erreichen. Die Ambivalenz des Museumsbaus wird auf der Rückseite durch eine prägnante Kontur und eine gemeinsame Bauflucht und Materialität thematisiert.
Mit Eintritt in die hohe Diele des literarischen Familienwohnsitzes wird der Museumsbesucher in eine zeitgemäße Literaturausstellung geführt. Im neuen Museumsraum wird die bürgerliche Tradition architektonisch reflektiert und zugleich um die Weltgeltung der Familie Mann und ihr Werk erweitert. Um Architektur und Ausstellung in einen optimalen Einklang zu bringen, adaptiert das Gebäude die Literaturvorlage des Wohnhauses, indem es historische Raumproportionen aufnimmt. Das neue Buddenbrookhaus schlägt eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart – die literarisch überlieferte Architektur soll nicht nur als Zeugin der Vergangenheit auftreten, sondern sich an einem öffentlichen Ort einer vielfältigen künftigen Nutzung stellen.
Der Gang durch die Ausstellung folgt einem Narrativ und beginnt im EG mit der historischen Fassade und durch die Diele des Buddenbrookhauses. Über die zentrale, alle Stockwerke überwindende, repräsentative Treppe betritt der Besucher die oberste Ausstellungsebene des Dachgeschosses. Der erfolgreiche Aufstieg der Kaufmannsfamilie Buddenbrook und die Bedeutung der Hanse- und Handelsstadt Lübeck wird hier körperlich nachempfunden. Von der obersten Ebene führt die Ausstellung abwärts und thematisiert damit sowohl den Verfall als auch die Errungenschaften der Schriftstellerfamilie Mann. Der Verfall der Kaufmannsfamilie wird über das kontinuierlich physische “Abwärts” inszeniert.
Visualierungen: © luxfeld digital art